- Vilmar
- Vịlmar[f-],1) August Friedrich Christian, evangelischer Theologe, Schriftsteller und Literaturhistoriker, * Solz (heute zu Bebra) 21. 11. 1800, ✝ Marburg 30. 7. 1868, Bruder von 2); war 1851-55 Superintendent in Kassel; seit 1855 Professor in Marburg. Als Ministerialrat für Kirchen- und Schulangelegenheiten befasste er sich besonders mit der Reform des kurhessischen Schulwesens. Ursprünglich im Rationalismus beheimatet, bekämpfte er diesen später heftig und trat für die unbedingte Gültigkeit der altlutherischen Bekenntnisse ein. Er verteidigte die Objektivität der Heilstatsachen und, entgegen der Lehre vom Priestertum der Gläubigen, die Ansicht, das geistliche Amt sei unmittelbar göttlichen Ursprungs (»Die Theologie der Thatsachen wider die Theologie der Rhetorik«, 1856). Im Sinne dieser konservativen Grundhaltung der neulutherischen Orthodoxie gründeten Anhänger Vilmars 1866 die antipreußische »Hessische Rechtspartei«.Weitere Werke: Vorlesungen über die Geschichte der deutschen Nationalliteratur (1845); Schulreden über Fragen der Zeit (1846).K. Wicke: Die hess. Renitenz. Ihre Gesch. u. ihr Sinn (1930);Gerhard Müller: Die Bedeutung A. V.s für Theologie u. Kirche (1969).2) Wilhelm, evangelischer Theologe, * Solz (heute zu Bebra) 4. 6. 1804, ✝ Melsungen 7. 12. 1884, Bruder von 1); wurde 1830 Pfarrer in Rotenburg an der Fulda; Führer der gegen die preußischen Unionsbestrebungen gebildeten konfessionell-lutherischen Bewegung der »Hessischen Renitenz«, deren Anhänger sich weigerten, mit dem durch einen Erlass des preußischen Kultusministers gebildeten Gesamtkonsistorium (1873) in Kurhessen-Waldeck Verbindung aufzunehmen; nach 1945 kehrte ein Teil der »renitenten« Gemeinden in die Landeskirche zurück, die anderen gehören zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.
Universal-Lexikon. 2012.